Der Film buchstabiert die verschiedenen Jugendkulturmilieus Mitte der 60er Jahre durch, Mods und Rocker in Liverpool, künstlerische Bohème in Paris, rich kids Ausgehszene und Strassenbanden in Rom. Und wie das ganze Jahrzehnt verfeuert der Film die girls-boy-Spannung zusammen mit Rock'n'Roll als Brennstoff seiner Zeit.
|
Am Ende des 2. Weltkriegs wird Ricky Shayne geboren, in Kairo. Dort wächst er auf, begleitet seinen Vater, der im Ölbusiness arbeitet, durch verschiedene arabische Staaten, Schule ist ihm nicht sehr wichtig, aber die Musik. Seine Mutter ist Malerin, sie bringt ihm aus Frankreich die ersten Rock'n'Roll-Platten mit, da ist er 10. Später, als es unter der Präsidentschaft Nassers für die westlich orientierte Oberschicht schwieriger wird, zieht die Familie, wenn auch mittlerweile getrennt, nach Beirut. Ricky Shayne sind die Klassenrituale seine Familie zuwider, er will weg, reist als Musiker herum, kommt nach Paris und Rom. Dort wird er entdeckt und sofort zum Star.
1966, wenig mehr als ein Jahr später, schreibt eine deutsch-italienische Kinoproduktion In Deutschland, wo man den Film zur besseren Vermarktbarkeit den Verleihtitel 17 Jahr, blondes Haar gibt und ausserdem Udo Jürgens handlungsfrei einbaut, wird Ricky Shayne, der die Hauptrolle spielt, Rick, daraufhin so bekannt, dass die BRAVO eine Kampagne startet: Gebt Ricky eine Chance.
Thomas Meisel von der kleinen, aber sehr ambitionierten Hansa Musik Schallplatten schliesst den Deal ab, holt ihn nach Berlin und nach einigen Versuchen wird 1967 der von Giorgio Moroder geschriebene Titel ICH SPRENGE ALLE KETTEN das, was man einen Hit nennt. Ich sprenge alle Ketten auf youtube Der Song ist auch musikalisch äusserst explosiv, die Wiederholungskette -- "ich sprenge alle Ketten und sage Nein nein nein nein nein!" -- reisserisch. Das ganze package eines unbekümmerten, internationalen jungen Typen, der sich offensiv seiner flirtability vergewissert, in Battle of the Mods skeptische Distanz und Schweigsamkeit ausstrahlt, wird im BRAVO-Universum aufgeblasen: zwischen 1968 und 71 ist er auf unzähligen Covers, ebensoviele Fotostories. Sein Image läuft auf eine Grenze zu: Flirten ist sein Hobby, gefährlich sei er. Es ist die Absage an die Schwiergersohn-Logik, die etwas später die deutsche Schlagervariante so dominieren wird. Und gleichzeitig wird er Pin-Up, body, nirgendwo kommt das so zum Ausdruck wie der Inkunabel der BRAVO, dem Starschnitt. Jede Woche kommt ein lebensgrosser Abdruck eines Teil des "Original-Körpers" ins Haus des Fans, soviel wie eben "echt" auf eine Seite BRAVO passt. Von Ricky gibt es in kürzester Zeit gleich 2 davon, so viel wie in dieser Zeit sonst niemand. Ricky Shaynes Karriere bleibt aber ein stop & go. Nicht zuletzt aufgrund seines Unfalls, er wickelt einen seiner zahlreichen Sportwagen um einen Baum, ein Wunder, dass er überlebt. Ein halbes Jahr ist er weg vom Fenster. Immer wieder bleibt er verschwunden, weder für BRAVO noch seine Plattenfirma erreichbar. 1969 kommt die ZDF-Hitparade ins Fernsehprogramm. Ein Kommerzialisierungsschub für in Deutschland produzierte Musik, aber auch eine krasse Vereindeutigung: nun sind Schlager und Beat endgültig getrennt. Aber auch Rickys Karriere wird stabiler. 1971 ist das Jahr des grössten Erfolges, obwohl es schon das Anzeichend er letzten und irgendwie endgültigen Image-Krise ist: als er im November in der Hitparade mit MAMY BLUE [VIDEOLINK] auftritt, hat er sich sehr verändert. Reifer, ruhiger und sein Song ist eher düster. DIe Kamera rückt ihm unendlich nahe und zeigt ihn ganz unbeweglich. Diese Cover-Version wird sein europaweiter Erfolg, bringt ihn nach Südamerika und Japan. Seine Plattenfirma HANSA ist gespalten, einerseits sucht sie Rickys internationalen Erfolg, startet halbherzig eine Kampagne in den USA, verkündet, der Manager von Tom Jones werde ihn nun betreuen, produziert ein umwerfendes Album mit englischsprachigen Cover von Jimi Hendrix oder Wilson Picket und andererseits will sie den Vertrag mit ihm einfach auslaufen lassen. Er ist zu kompliziert Und es ist zu deutlich, dass Ricky woanders hin will, in andere Musik, er hasst das Business, auch wenn er Reichtum & stardom geniesst.. Ariola, die ihn übernehmen wird, lässt sich halbherzig auf seine Ambitionen ein, hier stösst Ricky wieder auf Moroder, der mittlerweile sein Musicland Studio in München aufgebaut hat. Zusammen mit Pete Bellote, der zeitgleich mit Moroder Disco und Donna Summer erfindet, produzieren sie dort Shaynes Eigenkompositionen, veröffentlich als B-Seiten von Singles, die nicht mehr zünden. 1973 erscheint nacheinander eine Single mit zwei seiner Titel (Woman und Anytime, anyplace, almost anywhere und sogar ein ganzes Album, Ttiel: Shayne, fast ausschließlich eigene Stücke. Aber der Schlagerfluch lässt sich nicht abstreifen und auch nicht ins Neue ausweiten, Shaynes Platten werden alle keine Erfolge, sein Verhalten immer unwilliger, auch die BRAVO fängt an, an ihm rumzunörgeln, es ist aus. Ricky haut ab, lässt sich hineinziehen ins Modelabel seiner damaligen Gefährtin TON SUR TON in Paris.Nichts was er später musikalisch machen wird, ermöglicht eine Rückkehr..
|
mutwillig, Shayne aufführungen zum filmprojekt
bbooksz av |
|
||